Brillenunverträglichkeit: Warum bereitet die neue Brille Kopfschmerzen?

Brillenunverträglichkeit

Endlich ist sie da: die neue Brille, und damit die Erwartung, gut sehen zu können. Eine neue Brille kann zunächst anstrengend sein, zu Schwindel oder müden Augen führen, sogar Übelkeit oder Doppelbilder sind möglich. Wenn sich selbst nach einiger Zeit keine Besserung einstellt, kann es sein, dass Expertinnen und Experten eine Brillenunverträglichkeit feststellen. Allerdings gilt es zunächst andere Gründe für die genannten Beschwerden auszuschließen.

Wie lange dauert die Eingewöhnungszeit für eine neue Brille?

Wer mit einer neuen Brille nicht sofort den perfekten Durchblick hat, muss sich nicht unbedingt sorgen. Viele Menschen vermuten im ersten Moment, dass der Fehler bei der Brille liegen muss, beispielsweise weil die Brillengläser vertauscht wurden oder die Dioptrien doch nicht stimmen. Das ist eher selten der Fall. Vielmehr gibt es bei jeder neuen Brille eine gewisse Eingewöhnungsphase, sodass anfangs die Umgebung leicht verschwommen oder überscharf wirken kann oder die Brillenränder die Trägerin oder den Träger in ihrer oder seiner Sicht stören. Wie diese Eingewöhnungsphase verläuft, ist ganz individuell. Sie kann Stunden, Tage oder auch Wochen dauern. Die Ursache dafür liegt im Sehzentrum des Gehirns. Durch eine neue Brille entstehen viele neue Seheindrücke, die das Gehirn verarbeiten muss – das braucht Zeit. Insbesondere, wenn es für die Trägerin oder den Träger die erste Sehhilfe darstellt oder eine neue Sehstärke längst überfällig war, kann es länger dauern, bis es sich an die neue Sicht gewöhnt. Stellt sich nach einem Monat jedoch immer noch kein angenehmes Sehen ein, sollte man eine Augenärztin oder einen Augenarzt beziehungsweise eine Optikerin oder einen Optiker aufsuchen.

Wann wirklich eine Brillenunverträglichkeit besteht

Wann liegt also wirklich eine Brillenunverträglichkeit vor? „Bringt die neue Brille nicht die gewünschte Verbesserung, bleibt die Sicht trotz Brille dauerhaft schlecht oder treten immer wieder Kopfschmerzen auf, spricht man von einer Brillenunverträglichkeit. Hierfür gibt es die verschiedensten Gründe“, erklärt Raquel Socías, Fachärztin für Augenheilkunde und Teil des medizinischen Leitungsteams bei CARE Vision.  

Was sind die Ursachen für Probleme bei der Gewöhnung an die neue Brille?

Nicht für jeden Menschen ist die Umstellung auf eine neue Brille einfach. Es ist jedoch wichtig, die Gründe für Probleme bei der Umstellung auf eine neue Brille abzuklären. Das gilt vor allem bei folgenden Symptomen: 

  • anhaltend müden Augen 
  • dauerhafte unscharfe Sicht 
  • Kopfschmerzen 
  • Schwindel oder Konzentrationsschwierigkeiten

Mögliche Gründe für eine erschwerte Eingewöhnung sind:

  • falsche Sehstärke: Auch wenn es eher selten vorkommt, ist es nicht auszuschließen, dass die Sehstärke nicht perfekt auf die Brillenträgerin oder den Brillenträger abgestimmt ist. Denn unser Sehvermögen unterliegt Schwankungen durch Stress, Medikamente oder zu wenig Schlaf. In diesen Fällen sollte eine Messung besser zu einem anderen Zeitpunkt durchgeführt werden. 
  • unzureichende Anpassung: Nicht nur die Dioptrien, auch das Brillengestell muss an seine Trägerin oder seinen Träger angepasst sein, da es sonst rutscht oder drückt. Auch wenn die Brille nicht gerade auf dem Kopf sitzt, stört dies die Zentrierung der Brillengläser: es entstehen Verzerrungen in der Sicht, da die Pupillen nicht durch den ermittelten Glasmittelpunkt sehen. Das kann nach einer Weile zu Kopfschmerzen oder müden Augen führen. 
  • neue Brillenart: Menschen, die sich auf die Nutzung von Mehrstärkengläsern einstellen müssen, haben besonders häufig Probleme, denn hier muss sich das Gehirn gleich an mehrere Sehzonen anpassen. Jeweils eine Zone ist für die Sicht in der Nähe oder Ferne und gegebenenfalls für den Übergang zuständig. Das erfordert eine veränderte Kopf- und Augenbewegung, da der Blick für die Fernsicht gehoben und für die Nahsicht gesenkt werden muss. Beim seitlichen Blick sollte der Kopf mitbewegt werden, da sonst Unschärfen entstehen.
  • falscher Anwendungszweck: Verschiedene Brillenarten sind auch für unterschiedliche Zwecke gedacht. Wer eine Lesebrille nutzt, sieht damit auch nur Objekte in einem Abstand von 30 bis 40 cm scharf. Demgegenüber wird eine Arbeitsplatzbrille für eine Entfernung von 50 bis 80 cm eingesetzt. Wer versucht, sich daran zu gewöhnen, mit der jeweiligen Brille auch andere Distanzen scharf wahrzunehmen, wird vermutlich scheitern. Vielmehr können Kopfschmerzen die Folge sein. Übrigens: Auch die Brille des Partners oder der Partnerin sollte nicht dauerhaft verwendet werden. Viele Menschen nutzen gerne leichthin die Brille einer anderen Person. Das kann zwar kurzfristig scharfe Sicht schaffen, jedoch sollte eine Brille individuell auf die jeweilige Person angepasst sein.

Das A und O für gutes Sehen: ein exakter Sehtest

Wer eine Sehschwäche hat, sollte auf eine individuelle und exakte Erfassung der Werte achten. 

  • Exakte Brillenwerte: Um nicht unter Kopfschmerzen oder Schwindel zu leiden, müssen die Dioptrien exakt erfasst werden. 
  • Große Unterschiede in den Gläserstärken zwischen rechts und links: Vor allem beim räumlichen Sehen können starke Unterschiede in den Gläserstärken zu Problemen führen. Objekte erscheinen für das einzelne Auge verschieden groß. In diesem Fall muss ein Glas abgeschwächt werden oder es müssen statt einer Brille Kontaktlinsen getragen werden. 
  • Zentrierung der Brillengläser: Jedes Brillenglas hat einen Mittelpunkt, der genau vor der Pupillenmitte platziert werden muss. Wird dies bei der Anpassung nicht berücksichtigt, treten optische Verzerrungen auf. Das Tragen der Brille wird als unangenehm empfunden und ist für die Augen anstrengend. „Besonders leicht treten solcherlei Probleme bei Gleitsichtgläsern auf. Hier ist die genaue Zentrierung vor den Augen noch wichtiger“, weiß Raquel Socías.  
  • Hornhautverkrümmung: Liegt eine Hornhautverkrümmung vor, ist das Gehirn daran gewöhnt, die dadurch entstehende Verzerrung auszugleichen. Übernimmt die Brille nun diese Aufgabe, kann es dazukommen, dass das Gehirn weiterhin versucht, diesen Sehfehler auszugleichen, sodass Bildverzerrungen, schiefe Böden oder Tische gesehen werden. Hat sich das Gehirn an die Sehhilfe angepasst, sehen Brillenträgerinnen und Brillenträger scharf und diese Phänomene verschwinden von selbst.
  • Die richtige Zeit: Patientinnen und Patienten sollten den Sehtest zur Ermittlung der korrekten Wertemachen lassen, wenn die Augen ausgeruht sind. Denn sehr ungünstig für einen Sehtest sind sowohl übermüdete Augen, eine schlechte psychische Verfassung, als auch überanstrengte Augen oder kein gutes körperliches Wohlbefinden, etwa wenn sich der Patient krank fühlt. Sehr wichtig ist es auch, eine ausreichend lange Kontaktlinsentragepause vor der Vermessung der Brillenstärke einzuhalten. Kontaktlinsen können die Form und Krümmung der Hornhaut beeinflussen und damit die Fehlsichtigkeit des Auges verändern.

Eine nachhaltige Lösung für Brillenunverträglichkeit

Bei anhaltendendem Schwindelgefühl,  auch nach einer Eingewöhnungszeit und obwohl die Werte richtig ermittelt wurden, treten Übelkeit oder Kopfschmerzen auf oder fühlt es  sich anstrengend für die Augen an, muss man nicht mit den Brillenbeschwerden leben.  Die refraktive Augenchirurgie bietet effektive Lösungen an.

Die refraktive Augenchirurgie bietet effektive Lösungen an. „Eine ambulante Augenlaserbehandlung kann Kurzsichtigkeit bis zu -10 Dioptrien und Weitsichtigkeit bis zu +4 Dioptrien dauerhaft korrigieren. Auch Hornhautverkrümmungen bis zu 6 Dioptrien sind behandelbar“, erklärt Raquel Socías. Die Behandlung verläuft durch eine vorherige Betäubung der Augen mit speziellen Augentropfen in der Regel völlig schmerzfrei und dauert nicht länger als 20 Minuten. Das Lasern an sich dauert sogar nur wenige Sekunden. Die angewandte Lasertechnik korrigiert Fehlsichtigkeiten individuell und hochpräzise. Die Behandelten sehen meist schon am nächsten Tag mit ihren eigenen Augen scharf bzw. nach einer relativ kurzen Regenerationszeit der Augen. 
Für Menschen mit Gleitsichtbrillen empfiehlt sich eine Linsenimplantation. Moderne Multifokallinsen ermöglichen gutes Sehen in Ferne, Nähe und Zwischenbereich  und korrigieren Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmung, sollten diese bestehen, gleich mit.

Kurz zusammengefasst 

Wie lange dauert es, bis man sich an eine neue Brille gewöhnt hat?

Die Eingewöhnungszeit kann je nach Situation einige Stunden, Tage oder Wochen dauern. Wichtig ist es, die Hintergründe zu betrachten und eine Expertin oder einen Experten aufzusuchen, wenn Sie auch nach einem Monat über Beschwerden klagen.

Ist meine neue Brille zu stark?

Wer eine besonders große Stärkenänderung bei seiner neuen Brille hat, kann das Gefühl haben, dass die neue Brille zu stark eingestellt ist. Meist liegt es aber an der Herausforderung für das Gehirn, sich der neuen Sehstärke anzupassen.

Was tun, wenn man mit neuer Brille nicht gut sieht?

Zunächst gilt es ein wenig abzuwarten und dem Sehzentrum die Gelegenheit zu geben, sich an die neue Brille zu gewöhnen. Wird es trotzdem nicht besser, besteht für betroffene Personen die Möglichkeit einer dauerhaften Verbesserung der Sehkraft durch Augenlasern oder einer Linsenimplantation.

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Ein Gedanke zu „Brillenunverträglichkeit: Warum bereitet die neue Brille Kopfschmerzen?“

  1. Vielen Dank für den Beitrag zur Brillenunverträglichkeit. Mein Bruder hat bei jeder neuen Brille am Anfang mit Schwindel zu kämpfen, auch wenn es sich um eine optische Sonnenbrille handelt. Gut zu wissen, dass verschieden große Gläserstärken Probleme beim räumlichen Sehen auslösen können.

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