Wie stark ist das UV-Licht schädlich für die Augen?

Straßencafés, Wochenendausflüge und Schwimmbadbesuche locken uns bei Sonnenschein ins Freie. Doch Sommer bedeutet auch intensive Sonnenstrahlen. Das ist nicht nur gefährlich für unsere Haut, sondern auch ein großes Risiko für unsere Augen, Folgeschäden sind nicht auszuschließen. Dr. med. Robert Wagner, Facharzt für Augenheilkunde, gibt Tipps, damit der Sommer nicht ins Auge geht.

Wie sehr können UV-Strahlen unseren Augen schaden?
Dr. Robert Wagner: „Das UV-Licht stellt eine erhebliche Belastung für unsere Augen dar. Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, ihre Haut mit Sonnencreme vor einem Sonnenbrand zu schützen. Weniger selbstverständlich ist es, dass auch die Augen vor den gefährlichen UV-Strahlen geschützt werden müssen. Dabei können auch unsere Augen einen Sonnenbrand erleiden. Besonders im Sommerurlaub sind sie ständiger UV-Strahlung ausgesetzt und das nicht nur durch die Sonne an sich. Wasser- und Sandoberflächen reflektieren die Strahlen und erhöhen dadurch die UV-Intensität.“

Was genau passiert, wenn die Augen einer zu starken UV-Strahlung ausgesetzt waren?
Dr. Robert Wagner: „Wer seine Augen zu lange dem Sonnenlicht aussetzt, riskiert einen dauerhaften Schaden an der Hornhaut und auch an der Netzhaut. Die Hornhaut ist die Schutzschicht unseres Auges. Wenn diese einen Sonnenbrand erleidet („UV-Keratitis“), ist das sehr schmerzhaft. In der Regel treten die Beschwerden innerhalb von sechs bis acht Stunden nach der UV-Einstrahlung auf. Typische Symptome sind:

  • starke Schmerzen
  • Rötungen
  • Juckreiz
  • vermehrter Tränenfluss
  • unscharfes Sehen
  • Fremdkörpergefühl im Auge
  • starke Lichtempfindlichkeit

Der Gang zum Augenarzt ist dann unbedingt erforderlich. Ein Salbenverband und Bettruhe lindern den Sonnenbrand und die Beschwerden klingen normalerweise innerhalb von zwei bis drei Tagen wieder ab.“

Welche dauerhaften Schäden können durch die UV-Strahlung am Auge entstehen?
Dr. Robert Wagner: „Die Sonnenstrahlen können die Eiweiße in der Linse verändern, wodurch eine Linsentrübung entsteht. Die Sehschärfe vermindert sich und die Betroffenen erkranken frühzeitig an einem Grauen Star. In diesem Fall hilft eine Linsenimplantation, um den Grauen Star zu beheben und die Sehschärfe wieder herzustellen. Auch die Netzhaut kann dauerhaft durch die UV-Strahlen geschädigt werden. Sie beginnt sich zu degenerieren, was zur Erblindung führen kann. Der Mediziner spricht dann von einer Makuladegeneration.“

Wir kennen aus der Dermatologie die Einteilung in Hauttypen, die bei der Auswahl des Lichtschutzfaktors der Sonnencreme hilft. Gibt es so eine Einteilung auch für die Augen?
Dr. Robert Wagner: „Ja, die gibt es. Ähnlich wie ein heller Hauttyp, reagieren auch helle Augen empfindlicher auf die Sonnenstrahlen. Die Iris, das ist der durch Pigmente gefärbte Teil unseres Auges, ist bei hellen Augen weniger stark pigmentiert. Die UV-Strahlen können leichter als bei dunklen Augen in den hinteren Bereich des Auges vordringen und dort Schäden verursachen. Braune Augen sind durch den höheren Melaningehalt unempfindlicher.“

Wie kann man die Augen optimal vor der Sonne schützen?
Dr. Robert Wagner: „Man sollte es zunächst unbedingt vermeiden, direkt in die Sonne zu blicken. Das gilt vor allem für Kinder, die häufig unbedacht handeln und deshalb besonders gefährdet sind. Der beste UV-Schutz für die Augen ist und bleibt die Sonnenbrille. Zwar reagiert unser Körper reflexartig auf starke Lichtquellen, indem sich die Pupillen verengen und wir stark blinzeln, aber dieser natürliche Schutz allein reicht nicht aus. Die starken UV-Strahlen können Horn- und Netzhaut auch durch das geschlossene Augenlid schädigen. Die Sonnenbrille absorbiert die schädlichen Sonnenstrahlen bis zu 100 Prozent. Übrigens sollte man im Sommerurlaub auch an bewölkten Tagen nicht auf die Sonnenbrille verzichten. Die UV-Strahlen treten durch die Wolkendecke hindurch und sind genauso schädlich wie bei blauem Himmel.“

Was gilt es beim Kauf einer Sonnenbrille zu beachten?
Dr. Robert Wagner: „Nicht jede Sonnenbrille bietet zuverlässigen Schutz. Brillen, deren Gläser einfach nur dunkel getönt sind, verhindern, dass sich der körpereigene Schutz aktiviert. Die Pupille verengt sich nicht und es gelangen umso mehr UV-Strahlen in das Auge. Die Farbe der Brillengläser allein sagt also nichts über die Qualität der Sonnenbrille aus. Auf drei Dinge sollte man beim Kauf unbedingt achten:

1. Die Brille sollte CE-zertifiziert sein. Das CE-Zeichen ist das Qualitätsmerkmal für gute Sonnenbrillen in der EU und besagt, dass die Brille den gewünschten Sicherheitsanforderungen entspricht.
2. Gute Sonnenbrillen enthalten den Hinweis „UV 400“. Das bedeutet, dass die Brillengläser die UV-Strahlen bis zu 400 Nanometer absorbieren können.
3. Außerdem findet sich auf der Brille eine Kategorisierung von 1 bis 4, die die Stärke des Sonnenschutzes angibt.
– Die Kategorie 1 eignet sich für bewölkte Tage und absorbiert bis zu 57 Prozent der Strahlung.
– Die Kategorien 2 und 3 eignen sich für schönes Wetter bzw. für den Strandurlaub und schlucken bis zu 82 bzw. 92 Prozent der Sonnenstrahlen. – Den größten Schutz bietet die Kategorie 4, sie hält bis zu 97 Prozent der UV-Strahlen von den Augen fern. Solche Brillen sollten beispielsweise im Skiurlaub verwendet werden. Sie sind allerdings nicht für das Tragen im Straßenverkehr zugelassen.

Am besten beraten ist der Sommerurlauber daher mit einer Sonnenbrille der Schutzkategorie 3.

Welche Alternativen gibt es, die Augen vor UV-Licht zu schützen?
Dr. Robert Wagner: Eine echte Alternative zur klassischen Sonnenbrille gibt es leider nicht. Es gibt selbsttönende Kontaktlinsen, die einen zusätzlichen UV-Filter besitzen. Allerdings bedecken diese nur einen Teil des Auges – der Rest des Auges ist dann weiterhin ungehindert der UV-Strahlung ausgesetzt. Falls Brillenträger nicht extra in eine teure Sonnenbrille mit Sehstärke investieren möchten oder den ständigen Wechsel von Sonnenbrille und Alltagsbrille als lästig empfinden, rate ich zu einer Korrektur der Sehschwäche mittels Augenlasern oder einer Linsenbehandlung. Dann genügt in der Regel eine Sonnenbrille ohne teure Korrekturgläser, die zudem als modisches Accessoire getragen werden kann. Allerdings ist dabei natürlich auf die gute Qualität anhand der zuvor besprochenen Kriterien zu achten.“

Diese Empfehlungen ersetzen nicht eine individuelle ärztliche Beratung nach fachkundiger Untersuchung.

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